Das iranische Regime ist noch stark genug, um politisch zu überleben, aber zu schwach, um im Konflikt mit Israel zum Äußersten zu gehen. Der Nahost-Wissenschaftler Johannes Becke ordnet im Interview die aktuellen Entwicklungen ein.
Der Islamischen Republik Iran wurde schon oft der Untergang prophezeit. Wird ihr der Krieg mit Israel den Todesstoß versetzen?
Es ist noch zu früh, um das zu beurteilen. In jedem Fall ist es eine Zeitenwende in der Nahost-Politik. Sie schließt den Prozess ab, den wir seit dem 7. Oktober in der israelischen Außenpolitik erlebt haben: die Ausschaltung der iranischen Proxies, der Hizbullah, der Hamas und teils auch der Huthis. In dem Moment, als all das zerstört war, was Iran als Abschreckung gegen einen israelischen Militärschlag aufgebaut hatte, kam dieser Schlag. Für das iranische Regime bedeutet er mit Sicherheit einen gewaltigen Prestigeverlust. Er zerschlägt das iranische Selbstbild einer Regionalmacht mit Gestaltungsanspruch über die Landesgrenzen hinaus.