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Mosaic of Menorah from Hammam Lif synagogue

Forschung

Die Schwerpunkte liegen bei Phasen politischer, sozialer und kultureller Transformationen sowie bei den verschiedenen
geistig-religiösen Bewegungen, wie sie für den wechselvollen Verlauf jüdischer Geschichte charakteristisch sind. Dabei wird jüdische Geschichte stets im Kontext Ziel allgemeiner Geschichte und als deren integraler Teil verstanden.

Aktuelles Projekt: Jüdisches Welterbe – lokales jüdisches Erbe in Deutschland

2021 wurden die SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz, zwei Jahre später das mittelalterliche jüdische Erbe Erfurts in dieUNESCO-Welterbeliste eingeschrieben. Neben diesen nun international anerkannten Stätten existieren zahlreiche weitere Bauwerke, archäologische Überreste und Stätten, die an unterschiedliche Phase jüdischer Präsenz auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands erinnern. Das Projekt wendet sich vergleichend den jüdischen Welterbestätten und einer Auswahl weiterer jüdischer Kulturerbestätten in Deutschland zu (u.a. der MiQua/Archäologischen Zone in Köln, der ehemaligen Landsynagoge in Neidenstein/Baden und einer ehemaligen jüdischen Schule in Leer/Niedersachsen). Dabei arbeiten die beteiligten Dislziplinen, die Judaistik (Leitung: Prof. Johannes Heil) und die sozial- und kulturwissenschaftlichen Heritage Studies (Leitung: Prof. Thomas Schmitt) eng zusammen.

Jüdische Kulturen im Mittelmeerraum in der Spätantike und Frühmittelalter
Besonders anhand epigraphischer Zeugnisse werden die umfassenden kulturellen Veränderungen an der Schwelle zwischen Spätantike und Frühmittelalter in Hinsicht der entstehenden jüdischen Kulturen des Mittelalters (Aschkenas, Sepharad) untersucht.

Die Studie profiliert den westlichen Mittelmeerraum als jüdische Diasporalandschaft eigener Prägung. Der Westen war bis zur Rezeption des rabbinischen Judentums im Hochmittelalter keine Leerstelle. Archäologische und epigraphische Zeugnisse in griechischer und lateinischer, nur zum geringen Teil auch in hebräischer Schrift belegen das eindrücklich. 

Dem können nun Stücke eines Corpus lateinischer Texte sehr unterschiedlicher Gattungen zur Seite gestellt werden, die infolge der späteren Hebraisierung der Schriftkultur der westlichen Juden nur aus kirchlicher Überlieferung erhalten sind. Sie bergen keinerlei christliche Inhalte und waren Autoren des 9. Jahrhunderts als jüdische Texte bekannt. Damit stellt das Buch die ältere Kulturgeschichte der Diaspora auf eine neue Grundlage und bietet Einsichten zu Fragen nach Selbstverständnissen, Selbstbehauptungen und kultureller Diversität sowie Transformationen in pluralen Gesellschaften.

Weitere Informationen

Entstehung und Entwicklung jüdischer Diasporakulturen auf dem amerikanischen Kontinent
In der Gegenwart besteht die größte jüdische Diaspora in Nordamerika. Europäische Wurzeln sind ebenso in den Gemeinden Südamerikas wirksam. Beiden eigen ist, dass sie selbstständige Wege eingeschlagen und eigene Profile entwickelt haben – das ist nicht nur für die Lehre am Haus interessant, sondern ist für das Verständnis heutiger Diaspora-Existenz lehrreich.


Historische Vorurteils- und Antisemitismusforschung
Kein ewiger Antisemitismus, sondern immer neue Anknüpfungen variabler Vorurteilsformen bei den Juden als Minderheit in ihrer Zeit – unter diesem Blickwinkel werden historische und gegenwärtige Formen des Antisemitismus behandelt. Denn „gestern kann nicht besser werden“ (Jörn Rüsen), aber sein Verständnis bessert den Blick auf heute und morgen.