Moses Gottschalk
(1869 Ahaus – 1943 Theresienstadt)
In der Bibliothek der HfJS identifizierten wir bisher drei Bücher mit dem handschriftlichen Namenszug eines Moses Gottschalk. Es handelt sich um ein Gebetbuch aus dem Jahr 1861 und zwei Haggadot aus dem Jahr 1868. Die genaue Zuweisung des Namens zu einer Person wäre wohl nicht möglich gewesen, hätte Moses Gottschalk nicht in einem Buch noch seine Anschrift ergänzt: „Bramscherstr 39“. Gottschalk war Viehhändler und lebte in Osnabrück, gemeinsam mit seiner Ehefrau Frieda (geb. Goldbach, 1874-1943) und ihren drei Söhnen Emil, Siegfried und Max. Die genaue Anschrift, unter der die Familie und das Geschäft gemeldet waren, lautete Bramscher Straße 37/39. Heute erinnern vier Stolpersteine an die ehemaligen Bewohner des noch existierenden Hauses. 1938 wurde das Geschäft arisiert und die Familie verlor ihr Vermögen, ihr Haus sowie mehrere größere Liegenschaften in der Umgebung, die sie als Viehweiden genutzt hatte. Im Zuge der Pogromnacht wurden die drei Söhne nach Buchenwald gebracht und dort für einige Zeit festgehalten. Max Gottschalk emigrierte 1939 in die USA und sein Bruder Siegfried folgte ihm später nach. Der älteste Bruder Emil wurde gemeinsam mit seiner Ehefrau 1941 zunächst nach Riga deportiert und 1943 nach Auschwitz, wo beide ermordet wurden.
Moses Gottschalk und seine Frau Frieda mussten Osnabrück am 31.07.1942 mit einem Alterstransport in Richtung Theresienstadt verlassen. Dort starb Frieda Gottschalk am 07.12.1943 und Moses Gottschalk eine Woche später. Die drei oben genannten Bücher hatten Frieda und Moses Gottschalk vermutlich mit nach Theresienstadt genommen, wo sie spätestens nach dem Tod der beiden in die Ghettobücherei einverleibt worden waren. Im Frühjahr 2025 übergaben wir die Bücher an die Nachkommen des Sohnes Max Gottschalk in den USA.
Dank
Für die Unterstützung bei der Kontaktaufnahme mit den Nachkommen in den USA danken wir vielmals Anna Rubin vom Holocaust Claims Processing Office.
Ausgewählte Literatur und Quellen
- Sellmeyer, Martina u. Peter Junk: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz, Bramsche, 2000.
- Heiratsregister Wolbeck Namensindex 1874-1943, Nr. Gem. Wolbeck HE-Reg. Nr. 01/1900 (https://www.archive.nrw.de/archivsuche)
- https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/1325/familie-gottschalk
- https://www.holocaust.cz/en/database-of-victims/victim/12804-moses-gottschalk/, https://www.holocaust.cz/databaze-obeti/obet/12750-frieda-gottschalk/
- Todes-/Einäscherungsnachweis Moses Gottschalk, Theresienstadt: https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5033771
- Transportliste nach Theresienstadt (Transport XI/1 kam am 01.08.1942 mit 901 Personen aus Münster): https://www.statistik-des-holocaust.de/XI1-34.jpg
- Handelsregistereintrag als Viehhändler in Osnabrück, (Hannoversches Tagblatt, 18.08.1922, S. 7 (Eintragungen ins Handelsregister zum 08.08.1922): https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/K7ZG5WKJCP3BDSP3IXDN5MLPSY3HC3SX?issuepage=7
- Todesanzeige im Aufbau vom 22.02.1946: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/UPA4PR44RNC6AIHMMTJFNWHS2KISAGJJ?issuepage=30
- Zeitungsbericht über Stolpersteinverlegung: https://geo.osnabrueck.de/allgemein/PDF/Stolpersteine_Pressespiegel/2009-09-19_Die_netten_Nachbarn_im_KZ_ermordet.pdf
- Interview mit Ruth Voss aus dem Jahr 1996 (Ehefrau von Max Gottschalk), Visual History Archive der USC Shoa Foundation: https://vha.usc.edu/testimony/14728?from=search&seg=28
Die drei Exemplare mit Gottschalks Besitzvermerk in der Datenbank Looted Cultural Assets
- Seligmann Baer: Leket Zebi / לקט צבי פר כולל תפלות ובקשות ושירות ותשבחות ולמודי משניות וגמרא ומוסר ואזהרה על ידי יצחק בן אריה יוסף דוב , Rödelheim 1861 (https://db.lootedculturalassets.de/index.php/Detail/objects/257510)
-סדר ההגדה של פסח , Vortrag auf die beiden Pesach-Abende, Hannover 1868 (https://db.lootedculturalassets.de/index.php/Detail/objects/260403, Digitalisat: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pesach_abende1868)
- סדר ההגדה של פסח , Vortrag auf die beiden Pesach-Abende, Hannover 1868 (https://db.lootedculturalassets.de/index.php/Detail/objects/310337)
(Text: Ph. Zschommler)