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Forschung Lukas Stadler

Meine 2025 eingereichte Dissertation kreiste um die Fragestellung nach den Auswirkungen vielfältiger Antikentransformationen auf die Entwicklung einer zionistischen Einstellung unter deutschsprachigen Juden vor 1948. Der Beantwortung der Fragestellung bin ich anhand der Schriften Edith Landmanns (1877–1951) nachgegangen. Edith Landmann war eine bisher kaum bekannte deutsche Philosophin, die der Meinong-Husserl'schen Richtung der Phänomenologie zugerechnet wird und deren philosophische Abhandlungen erst in jüngster Zeit von der akademischen Philosophie “entdeckt” wurden und beforscht werden.

Meine Herangehensweise touchierte allerdings nur Landmanns Philosophie; stattdessen nahm ich sie primär als Kulturkritikerin wahr, welche sich besonders stark zur griechischen Antike hingezogen fühlte, zu Werturteilen und Ästhetik forschte und eine glühende Anhängerin des Dichters Stefan George war. Des Weiteren war die Beschreibung ihrer deutsch-jüdischen Identität für mich von besonderem Interesse. Vor 1933 spielte ihr jüdischer Hintergrund nur eine sehr untergeordnete Rolle, was sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten schlagartig änderte.

Nun öffneten sich für sie neue Spannungsfelder und die Frage kam auf, inwiefern die mittlerweile in die Schweiz emigrierte Denkerin denn noch Teil einer deutschen Kulturnation sein könne, derer sich ihr Leben lang zugehörig fühlte. Hierbei werden weitere Fragen aufgeworfen: Welche Wechselwirkungen weisen Antikentransformationen und Nationalismus auf? Inwiefern interagieren Weltbilder aus Neuhumanismus und dem sogenannten “Dritten Humanismus” mit dem erstarkenden Zionismus? Welche Denkschritte sind von Nöten, um als Zionist bezeichnet zu werden?