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Auslegung des Monats Elul

Denk daran, was Amalek dir getan hat… wie er dir auf dem Weg entgegentrat und deine Nachzügler schlug, alle Schwachen hinter dir…

„Du zogst deines Weges und hattest gar keine Veranlassung einen feindlichen Überfall zu vermuten. Sein Angriff war völlig unprovoziert, war von purer Freude an Menschenschlächterei, oder von einer Ahnung der Gefahr getrieben, die aus dem mit dir in die Geschichte einziehenden Prinzip der reinen Menschlichkeit und Pflichttreue seinem Prinzipe der Schwertgewalt zu drohen begann … Es waren also die Schwächsten unter den Schwachen, die selbst einer langsamen Fortbewegung nicht folgen konnten, die er überfiel. Ihn lud somit nicht Schwäche zu Mitleid und Schonung, sondern zu roher, höhnender Mißhandlung“.

Samson Raphael Hirsch zu Deut 25:17f.

Der Lehrstuhl Bibel und Jüdische Bibelauslegung ist der einzige seiner Art in Deutschland, der sich in Lehre und Forschung mit Text, Überlieferung, exegetischer Rezeption und moderner Deutung der Hebräischen Bibel von der Antike bis in die Neuzeit beschäftigt. Dabei umfasst allein das Forschungsgebiet für die biblische Geschichte und Literatur einen historischen Rahmen von mehr als 1000 Jahren. Nimmt man noch die Quellen zur jüdischen Bibelauslegung in Mittelalter und Neuzeit sowie die Masora als Bindeglied zwischen dem (masoretischen) Bibeltext und seiner Auslegung hinzu, so umfasst dieses Fach idealtypisch mehr als 2500 Jahre, die in literarspezifischen Detailfragen ebenso wie in zunehmend fächerübergreifenden Fragestellungen und Forschungsansätzen überblickt sein wollen. Mit Ausnahme einiger Quellen zur jüdischen Bibelauslegung im 19. und 20. Jahrhundert sind alle entscheidenden Quellen auf Hebräisch und Aramäisch verfasst.

Am Heidelberger Lehrstuhl liegen die Schwerpunkte zum einen auf der masoretischen Bibeltext- und Manuskriptforschung (9.–13. Jahrhundert), zum anderem auf den Quellen zur jüdischen Bibelauslegung von der ersten Hälfte des 10. bis zur 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts sowie auf dem 19. und 20. Jahrhundert.

Bücher: Tanach, Liss

Forschungsschwerpunkte

Erst die sog. Masora aus Eretz Israel, d.h. der masoretische Hypertext mit Vokalisation, Akzentsetzung und Beifügung verschiedener Annotationen lässt den antiken Konsonantentext (Qumran) zum mittelalterlichen masoretischen Text werden. Ziel der Forschungen am Lehrstuhl ist die erstmalige Aufarbeitung der westeuropäischen (ashkenasischen) Masora-Tradition zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert, die sich von der orientalischen Masora philologisch und in ihrem äußeren Erscheinungsbild als masora figurata unterscheidet. Dabei geht es auch um den Inkulturationsprozess der Masora und des Hebräischen Bibeltextes in die christliche Umwelt (Architektur; Buchkunst) hinein.

Am Heidelberger Lehrstuhl steht insbesondere die Auslegungstradition der mittelalterlichen nordfranzösischen Exegetenschule im Fokus, d.h. die exegetischen Kommentare von R. Shelomo Yitzchaqi (RaShY) und seiner Schule, R. Avraham Ibn Ezra, die Mitglieder der Familie Qimchi sowie R. Moshe ben Nachman (‘RaMBaN = Nachmanides’). Daneben werden die überlieferten hebräisch-französischen Bibelglossare v.a. aus dem 13. Jahrhundert bearbeitet. Diese Bibelglossare, die die Vernakularglossen in hebräischer Graphie abbilden, sind exzeptionelle Zeugen nicht nur für die exegetische und kulturgeschichtliche judaistische Forschung, sondern auch für die morphologische, phonologische und lexikalische Erforschung des Altfranzösischen zwisachen dem 11. und 13. Jahrhundert. Sie bilden darin Grundlagentexte für die Erforschung der Wechselbeziehungen zwischen der jüdischen Geistesgeschichte und der nicht-jüdischen Umwelt.

Die Bibelauslegung der Vertreter der sog. Wissenschaft des Judentums in Deutschland und Osteuropa wird vor allem hinsichtlich ihres Einflusses auf das moderne Judentum und sein Verständnis von Religion und Kultur hin erforscht.

Lehrveranstaltungen

Die Lehrveranstaltungen werden regelmäßig an die Forschungsschwerpunkte zurückgebunden.

Dabei wird die ganze Bandbreite des Faches – von den biblischen Überlieferungen bis in die neueste Auslegungsliteratur – abgedeckt und in den Bachelor- und Masterstudiengängen im Unterricht behandelt.

In Zusammenarbeit mit dem Abraham Berliner Center werden regelmäßig workshops und Vorträge mit internationalen Gastwissenschaftlern durchgeführt.

Lehre

Wintersemester 2025/2026

  • Hauptseminar / Übung: Der Tempel: Heiliger Ort, Fiktion, Utopie

Leitung: Prof. Dr. Hanna Liss

Mittwoch, 9.15–10.45 Uhr, S 3

  • Proseminar / Übung: Yaaqov und Esaw – feindliche Antagonisten?!

Leitung: Prof. Dr. Hanna Liss

Mittwoch, 11.15–12.45 Uhr, S 3

  •  Oberseminar / Übung: Die Bedeutung der Masora im mittelalterlichen Ashkenas

Leitung: Prof. Dr. Hanna Liss

Donnerstag, 09.15–10.45 Uhr, S 3


Forschungsprojekte im Überblick

Masorah Rearranged: Eight Masoretic Lists in MS London Oriental 2091, fol. 335vcorpus masoreticum working papers 6 (2023).

Corpus Masoreticum

Paris Arsenal 5956
Berlin_SPK_Fragment_zum_Hohelied_Public_Domain_1.0

Biblia Rabbinica


Veranstaltungen

Aktuell

Bibel und Jüdische BibelauslegungPräsenzEnglisch
23. - 24. Oktober 2025 17:00 - 18:00 UTC+02:00

Symposium celebrating the book launch

Vergangene Veranstaltungen

Neuer Rahmenvertrag mit dem Winter Verlag

Pressemitteilung

Die Hochschule geht einen weiteren Schritt in Richtung Open Access: Mit dem Winter Verlag wurde ein neuer Rahmenvertrag geschlossen, der vorsieht, dass alle zukünftigen Bände der traditionsreichen HfJS-Schriftenreihe künftig unter einer Creative-Commons-Lizenz und im Open Access (OA Gold) erscheinen. Der Verlag stellt dafür eine moderne Online-Plattform zur Verfügung, auf der Forschende und Interessierte die Werke kostenfrei lesen und herunterladen können. Die Sichtbarkeit der Publikationen wird zudem durch vielfältige Maßnahmen wie die Einbindung in soziale Medien, die Indexierung in wissenschaftlichen Datenbanken und Open-Access-Verzeichnissen sowie die Integration in Bibliothekskataloge und den E-Vertrieb an Bibliotheken verbessert. Gedruckte Ausgaben wird es weiterhin geben.

Ein besonderer Meilenstein: Die Retrodigitalisierung der bereits erschienenen Bände wird durch die Ilse Blank-Mezger-Hesselberger Stiftung aus München gefördert. Die Stiftung, die 2023 gegründet wurde, geht auf den Wunsch und Nachlass von Frau Ilse Blank zurück und setzt sich für die Förderung von Kunst und Wissenschaft sowie für die Erforschung jüdischen Lebens – insbesondere in München und Bayern – ein. Mit ihrem Engagement ermöglicht sie, die wissenschaftliche Arbeit vergangener Jahrzehnte einer breiten Öffentlichkeit digital zugänglich zu machen.

„Die Unterstützung der Blank-Stiftung ist für uns ein bedeutender Gewinn: Wir können die Ergebnisse jahrelanger Forschung digital bewahren und für kommende Generationen weltweit verfügbar machen“, betont Rektor Dr. Andreas Brämer.

Die Stiftung engagiert sich insbesondere für Kunstförderung und die historische Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte, wobei ein zentrales Anliegen darin besteht, aus der Vergangenheit Lehren zu ziehen, Antisemitismus aufzuklären und einen Beitrag für eine offene Gesellschaft zu leisten.

Logo Ilse Blank-Mezger-Hesselberger Stiftung
  • Datum: 19. September 2025
    Datum 19. September 2025
  • Uhrzeit: 
	09:13
	UTC+02:00
    Uhrzeit 09:13 UTC+02:00
  • Teilnahme:
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Portrait of Professor Abraham Berliner (1833-1914)

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