Beschneidung – Das Zeichen des Bundes in der Kritik

Tagesseminar im Rahmen der Heidelberger Hochschulreden

Das Urteil des Kölner Landesgerichts zur Beschneidung von Jungen (Az. 151 Ns 169/11) hat eine breite Debatte ausgelöst. Bemerkenswert sind dabei nicht allein die unterschiedlichen Positionen, sondern die Dynamiken, die dieses Thema freisetzt. Die Debatte und manche Äußerungen ihrer Teilnehmer zeigen, wie wenig fundiert die Verständigung innerhalb unserer Gesellschaft über deren eigene Gegenwart und Zukunft noch immer ist und wie auch der Toleranzgedanke mehr und mehr schwindet. Zwischenzeitlich hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet, stellt aber mit ihren halbherzigen Vorschlägen bislang noch keine einvernehmliche Lösung in Aussicht. Nötig ist eine offene, ernste und kenntnisgeleitete Aussprache.

Deshalb hat - als Zusatzveranstaltung im Rahmen ihrer "Heidelberger Hochschulreden zur Gesellschaft im Wandel" - die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland am 22. Juli 2012 zu einem Tagesseminar eingeladen, bei dem in einem interdisziplinären Austausch Fachwissenschaftler und Experten aus Gesellschaft, Wissenschaft und Politik zu Wort kamen.


Unter den folgenden, mit Links versehenen Rubriken stehen die Audiomitschnitte der Vorträge in einem Online-Player und als Downloaddateien im mp3-Format zur Verfügung. Der Online-Player funktioniert am besten mit Firefox.

I. Geschichte und Kultur - Altertum, Mittelalter, Neuzeit

Prof. Dr. Joachim Friedrich Quack, Heidelberg
Die traditionelle Beschneidung, ihr Verbot und ihre Sondergenehmigung im Alten Ägypten

Prof. Dr. Johannes Heil, Heidelberg
Beschneidung als Motiv in Alteritätsdiskursen und Judenfeindschaft – eine historische Skizze

PD Dr. Andreas Brämer, Hamburg
Tradition und Reform: Die Beschneidungsdebatten um 1850

Prof. Dr. Birgit Klein, Heidelberg
Beschneidung, innerjüdische Kritik und Genderaspekte
 

II. Recht und Rechte

Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Erlangen
Marginalisierung der Religionsfreiheit: Anmerkungen zum diskursiven Umfeld des Kölner Urteils

PD Dr. Edward Schramm, Freiburg
Die Beschneidung aus strafrechtswissenschaftlicher Sicht

Stefanie Budmiger M.A., Heidelberg
Beschneidung der Religionsfreiheit: Beispiele aus europäischen Ländern

Dr. Bijan Fateh-Moghadam, Münster
Strafrecht und Religion im liberalen Rechtsstaat: Juristische Argumente gegen die Kriminalisierung der Beschneidung

PD Dr. Benjamin Jokisch, Hamburg
Sharia und Halacha in Deutschland - Aufbruch in den Rechtspluralismus?
 

III. Geschichte und Kultur – Zeitgeschichte und Gegenwart

Prof. Dr. Daniel Krochmalnik, Heidelberg
Brith Mila und Shoa

Prof. Dr. Anat Feinberg, Heidelberg
Das Motiv der Beschneidung in der hebräischen Literatur

Dr. Thomas Lentes, Münster
Beschneidung und Tattoo: Legitimierung und Delegitimierung von Körperzeichen in der Gegenwartskultur
 

IV. Medizin, Religion und Lebenspraxis

Prof. Dr. Robert Jütte, Stuttgart
Die Rolle der Ärzte im Diskurs über die Beschneidung - oder: Was uns die Medizingeschichte lehrt

Rabbinerin Dr. med. Antje Yael Deusel, Bamberg
Medizinische Aspekte der Beschneidung

Prof. Dr. Michael Bongardt, Berlin
Recht und Riten: Eine philosophisch-ethische Güterabwägung

Rabbinerin Gesa Ederberg, Berlin
"Durch dein Blut sollst du leben" - der liturgische Gebrauch von Ezechiel 16: Die Bedeutung des Blutes für den Bund mit Gott

Prof. Dr. Havva Engin, Heidelberg
Der Stellenwert der Beschneidung im Enkulturationsprozess muslimischer Jungen

 

Podiumsdiskussion

Teilnehmer/innen:
Volker Beck, MdB
Prof. Dr. Havva Engin, PH Heidelberg
Dr. med. Ludwig Janus, Heidelberg
Prof. Dr. Omar Kamil, HfJS Heidelberg
Stephan J. Kramer, Generalsekretär des ZdJ
Dr. med. Salek Kutschinski, München
Rabbiner Janusz Pawelczyk-Kissin, Heidelberg

Moderatorin:
Olga Mannheimer

Aufgrund der Dateigröße wird die 70 minütige Podiumsdiskussion der Tagung an dieser Stelle nicht online zur Verfügung gestellt.
Auf Anfrage kann eine CD, die neben eines Mitschnittes der Podiumsdiskussion auch die einzelnen Vorträge enthält, versandt werden (Kontakt: anette.adelmann@hfjs.eu).

 

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Letzte Änderung: 31.03.2021