Drei Programmsäulen des Bündnisses

Das Bündnis versteht sich als Plattform, auf welcher möglichst unterschiedliche Perspektiven abgebildet und verschiedene Zielgruppen erreicht werden. So baut das Bündnis auf drei Säulen auf: Kulturarbeit mit den Jüdisch-Muslimischen Kulturtagen (in Kooperation mit dem Kulturhaus Karlstorbahnhof und dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg), Wissenschaftskommunikation mit dem Podcast-Projekt „Mekka und Jerusalem“, sowie Bildungsbausteine für die Lehrkräfte-Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

 

Jüdisch-Muslimische Kulturtage Heidelberg

Die „Jüdisch-Muslimischen Kulturtage Heidelberg“, kurz JMKT, sind ein deutschlandweit einzigartiges Format, das 2017 von der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Teilseiend e. V. – Muslimische Akademie Heidelberg i. G., dem Kulturhaus Karlstorbahnhof und dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg gegründet wurde. Dem Leitgedanken „Neue Normalität(en)“ folgend, sollen jüdisch-muslimische Perspektiven der Gegenwart auf die postmigrantische Gesellschaft sichtbar werden. Die Selbstverständlichkeiten eines jüdisch-muslimischen Miteinanders in Deutschland werden dadurch erfahrbar und diskutierbar gemacht. Die JMKT wollen diese in all ihrer Vielfalt abbilden und fordern eine kritische Auseinandersetzung, sowohl mit innerjüdischen sowie -muslimischen, als auch mit gesamtgesellschaftlichen Positionen. Dies gelingt über künstlerisch, wissenschaftlich und gesellschaftspolitisch informierende Veranstaltungsformate – wie beispielsweise Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionsrunden, Konzerte und Stadtführungen – welche neue Sichtweisen aufzeigen, neue Fragen stellen und dadurch Diskurse aktiv mitgestalten und verändern. So sind die JMKT als eine Plattform an der Schnittstelle zwischen dem Religiösen und dem Säkularen zu verstehen, welche in zwei Richtungen wirkt:

Nach innen schaffen die JMKT einen Raum für und mit Kunst- und Kulturschaffenden, um sich über multiple Identitäten und Mehrfachpositionierungen auszudrücken, ohne über feste Zuschreibungen und Kategorien (fremd)definiert zu werden. Vielmehr werden auf den Veranstaltungen die Definitionen von Jüdischem und Muslimischem und die darin liegenden Ambiguitäten diskutiert. Auch gesellschaftliche Rollenzuschreibungen, die auf jüdische und muslimische Menschen wirken, werden reflektiert. Was heißt „muslimisch“, was heißt „jüdisch“, was verstehen wir unter „muslimischer“ oder „jüdischer Kultur“, wer ist religiös und wer säkular?

Nach Außen schaffen die JMKT über die explizite Nennung des „Jüdisch-Muslimischen“ ganz bewusst ein Sprachrohr für den Bruch mit dem weit verbreiteten, jedoch fragwürdigen Narrativ des „christlich-jüdischen Abendlandes“. Der Titel kritisiert die Ausschlüsse bestimmter Gruppen anhand von ihnen zugeschriebenen Kategorien und ruft zur Bildung von Allianzen und zum Ausdruck gesellschaftlicher Realität abseits dominanter Narrative auf.

Die JMKT richten sich mit ihren Angeboten an der Schnittstelle von kultureller und politischer Bildung an die Gesamtgesellschaft, an Kulturschaffende sowie -interessierte, an politische Menschen, an Muslim*innen und Jüdinnen*Juden wie ebenso an Anders- und Nichtgläubige.

2021_07_28_Logo_JMKT

Mehr unter www.jmkt.de
 

 

Mekka und Jerusalem - ein Podcast über Jüdisch-Muslimische Beziehungen

Das Forschungsprojekt „Mekka und Jerusalem: ein Podcast zu den jüdisch-muslimischen Beziehungen“ (angesiedelt an der HfJS) zielt mithilfe eines Podcasts darauf ab, die Forschung zu jüdisch-muslimischen Beziehungen einem breiten und auch nichtakademischen Publikum zugänglich zu machen. Der Podcast thematisiert die Bandbreite der jüdisch-muslimischen Beziehungen aus wissenschaftlicher Perspektive und beleuchtet u. a die philosophischen, kulturellen und politischen Dimensionen. So wird eine Plattform für wissenschaftliche Stimmen geschaffen, die sich einer alternativen Form der Wissenschaftskommunikation bedient. Auf der Grundlage von Vorträgen und Interviews widmet sich der Podcast u.a. Bereichen wie der Esskultur, Sprachgeschichte, den „Goldenen Zeitaltern“ der jüdisch-muslimischen Beziehungen sowie philosophischen Verflechtungen. Systematisch werden hierbei die „kleinen Fächer“ wie Judaistik/ Jüdische Philosophie und Geistesgeschichte, Israel-Studien sowie Islamwissenschaft/Islamische Studien verknüpft und ins Gespräch gebracht. Diese sind am Standort Heidelberg bereits durch den neuen gemeinsamen Master-Studiengang „Nahoststudien“ der Hochschule für Jüdische Studien und der Universität Heidelberg eng miteinander verknüpft.

Der Wissenschaftspodcast richtet sich an ein studentisches und wissenschaftliches Publikum sowie ebenfalls an ein interessiertes nichtwissenschaftliches Publikum und kann sowohl im universitären als auch im Bereich des Schul- und Bildungssystems zur Wissensvermittlung genutzt werden.

2020_02_05_Logo

Mehr unter www.hfjs.eu/mekka_jerusalem/start.html

 

 

Bildungsbaustein Jüdisch-Muslimische Beziehungen

Die Säule „Bildungsbausteine“ hat die Entwicklung einer Handreichung für die Unterrichtspraxis zum Ziel, ist hiermit im Bereich der schulischen Bildung angesiedelt und unter der Verantwortung des Zentrums für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik (Hei-MaT) der Pädagogischen Hochschule auf der Zusammenarbeit zwischen der Muslimischen Akademie Heidelberg i. G. und der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg auf. In Anbetracht der immer heterogener und diverser werdenden Gesellschaft und der Schülerschaft, die mittlerweile mit einem Anteil von einem Drittel einen so genannten Migrationshintergrund hat, werden Lehrmaterialien im Bereich Inter-/Transkulturelle bzw. interreligiöse Pädagogik sowie in der Präventionsarbeit gegen Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie erarbeitet. Gleichzeitig werden neuere Entwicklungen im Kontext von Rechtpopulismus, Rechtextremismus und Nationalismus, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland zunehmend bedrohen, mit der Erarbeitung neuer Unterrichtskonzepte aufgegriffen und für die schulische Bildung verfügbar gemacht. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, schon in der Lehrer*innenausbildung innovative Antworten für unser gesamtgesellschaftliches Zusammenleben zu erarbeiten, welche in pädagogisches Unterrichtsmaterial für den Einsatz in der Schule umgesetzt werden sollen. Durch die eurozentristische Ausrichtung des deutschen Schulsystems tauchen jüdische und muslimische Kultur im Unterricht nur am Rande auf, während die lange Geschichte der jüdisch-muslimischen Beziehungen häufig auf den „Nahostkonflikt“ reduziert wird. Der Bildungsbaustein „Jüdisch-Muslimische Beziehungen“ möchte dieser reduktionistischen Sicht auf jüdische und muslimische Kultur bewusst entgegensetzen: Durch die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien über jüdisch-muslimische Beziehungen sollen zentrale Verflechtungsaspekte zwischen beiden Religionsgruppen (z.B. historische Wurzeln, Religiöse Gebote und Praxen, Speisevorschriften, Migrationsgeschichte und Erfahrungen als religiöse Minderheit) und konkrete Gemeinsamkeiten (Migrationsgeschichte, Erfahrungen als Minderheit in Deutschland) didaktisch aufbereitet und damit Lehrkräften unterschiedlicher Fächer und Schulformate zur Verfügung gestellt werden.

Die Bildungsbausteine richten sich an systematisch an Studierende und Lehrkräfte, welche sich in unterschiedlichen Schultypen und Unterrichtsformaten mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft jüdisch-muslimischer Beziehungen auseinandersetzen.

 

Letzte Änderung: 28.07.2021