Jüdische Religionslehre, -pädagogik und -didaktik

Lehrstuhl:  z.Zt. vakant

Mitarbeiter am Lehrstuhl: 

Dipl. Theol. Bruno Landthaler, wissenschaftlicher Mitarbeiter

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E-Mail: bruno.landthaler@hfjs.eu
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Jüdische Religionspädagogik ist als akademisch-wissenschaftliche Disziplin ein noch junges Fach im Bereich der Jüdischen Studien. Sie wurde 2003 an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg zum ersten Mal eingerichtet, um der veränderten gesellschaftlichen Situation Rechnung zu tragen, die die religiöse Vielfalt in Deutschland, und damit auch Minderheitenreligionen (v.a. den Islam) in den Fokus religionspolitischer Überlegungen rückte. Das Heraustreten auch des Judentums in Deutschland von einer gemeindlichen Pädagogik in eine öffentlich verantwortete Religionspädagogik (Schule als Scharnier zwischen Individuum der Schüler und Öffentlichkeit der Gesellschaft) machte die Reflexion über jüdische Jugendliche und ihren gesamtgesellschaftlichen Kontext notwendig. Aus dieser Verantwortung heraus erfasst die jüdische Religionspädagogik die lange jüdische Tradition der Erziehungs- und Bildungsarbeit vor dem größeren gesellschaftlichen Kontext und verortet das Judentum in der Konkretion von individuellen Lernprozessen, die nicht nur in einem jüdisch-gemeindlichen Umfeld stattfinden, sondern eben auch in einer zunehmend säkularen, und nun auch diverser werdenden Gesellschaft.

Damit ist das vielfältige Spektrum einer jüdischen Religionspädagogik umrissen:

  1. Die jüdischen Traditionen bleiben in einer Religionspädagogik stets der Bezugspunkt, von dem her pädagogische Prozesse beobachtet werden müssen. Deshalb wird eine jüdische Religionspädagogik immer historisch und systematisch „jüdisches Lernen“ reflektieren und für die Gegenwart fruchtbar machen. Gleichzeitig wird sie Bibel, Talmud, Philosophie, Liturgie und Geschichte in Bezug auf die pädagogisch-didaktische Relevanz selbstständig interpretieren.
  2. Die Schülerinnen und Schüler sind in den Lernprozessen als eigenständige Subjekte (ob religiös, indifferent oder areligiös) die entscheidende Zielgruppe jeden pädagogischen Handelns. Deshalb wird eine jüdische Religionspädagogik nicht nur Theorien des Subjektseins reflektieren, sondern immer auch empirisch die konkrete Situation jüdischer Jugendlicher erforschen müssen.
  3. Lernprozesse finden immer in einem mehr oder weniger ausgeprägten jüdisch oder gemeindlichen Umfeld statt und werden von dort her beeinflusst. Deshalb wird eine jüdische Religionspädagogik immer auch jüdische Bildungseinrichtungen in ihrer Funktionen beschreiben müssen.
  4. Lernprozesse finden immer auch in einem größeren gesellschaftlichen Kontext statt und wirken vor diesem Hintergrund auch auf die Gesellschaft zurück. Diese Interdependenz hat eine jüdische Religionspädagogik, gerade als eine Minderheitenpädagogik, stets im Blick zu behalten und in gesellschaftlichen Diskursen einzutragen.
  5. Nicht zuletzt steht die jüdische Religionspädagogik auch im intensiven Austausch mit den anderen Religionspädagogiken (katholisch, evangelisch, muslimisch u.s.w.), weil sie als junge Disziplin auf Erfahrungen und Theoriebildungen anderer angewiesen ist, und wirkt selbst auf die anderen Religionspädagogiken zurück, da sie aus der eigenen Tradition Denkstrukturen einbringen kann, die für das Verstehen religiöser Lernprozesse entscheidend sein können.

Die jüdische Religionspädagogik richtet sich in erster Linie an Studentinnen und Studenten, die Judentum in einem konkreten Umfeld wahrnehmen wollen, also insbesondere Lehramt oder Gemeindearbeit beruflich anstreben. Da es in der jüdischen Religionspädagogik aber auch um die Theorie gelebten Judentums in Deutschland geht, ist sie auch für Studierende hilfreich, die ihre Schwerpunkte in anderen Teilbereichen der Jüdischen Studien sehen.

 

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Letzte Änderung: 29.11.2021