Dr. h.c. Klaus Tschira

Im Rahmen eines wissenschaftlichen Vortrags am 12. Januar 2011 wurde Dr. h.c. Klaus Tschira  zum Ehrensenator der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg ernannt.

 

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Fotos: Christin Zühlke

 

Laudatio des Ersten Prorektors Prof. Dr. Johannes Heil

 

Lieber Herr Dr. Tschira,

seien Sie uns hier ganz herzlich willkommen!

Ich kann nicht anders, als ganz einfach zu beginnen. Ich bin beeindruckt, ja fasziniert, vom Menschen, den ich in den vergangenen Jahren etwas kennenlernen durfte, und vom Blick auf sein Werk.

Nur ein Beispiel: Beim Blick auf die Vita mit den Tätigkeiten von Dr. Klaus Tschira will es scheinen, also komme ohne Klaus Tschira kein Max-Planck-Institut aus, zumindest, wenn es im naturwissenschaftlichen und mathematisch-informatischen Bereich tätig ist.

An sieben MPIs in Heidelberg, Tübingen, Leipzig und Dresden wirkt Klaus Tschira mit, dazu an Universitäten und Hochschulen in Mannheim, Karlsruhe, München und Oberwolfach.

Und an weiteren Orten.

Ich will nur einige Tätigkeitsfelder benennen, die nach dem Aufbau eines führenden Software-Konzerns die Klaus Tschira stets begleitende Freude am Experimentieren und Gestalten zeigen:

Das European Media Laboratory GmbH mit Schwerpunkt auf der die Entwicklung intelligenter Softwaresysteme und entsprechender angewandter Forschung

Und seit 2010 das Heidelberger Institut für Theoretische Studien, das langfristig angelegte Forschungsprojekte in interdisziplinär arbeitenden Gruppen vor allem zur Entwicklung neuer theoretischer Ansätze zur Interpretation der rasch wachsenden Menge experimenteller Daten realisiert.

Und besonders, weil ich mir dessen praktischen Ertrag über meine Lehrer schon in meiner Zeit gewünscht hätte, den Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft.

Sie, lieber Herr Tschira, kennen all ihre Tätigkeitsbereiche.
Wollte ich sie alle aufzählen, würden wir leicht die Länge des heutigen Gastvortrags erreichen. 

Nun mag man fragen, warum dann ausgerechnet die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg Ihnen heute die Ernennung zum Ehrensenator überreicht. Natürlich muss die Frage anders gestellt werden: Warum Sie dieser Hochschule den Bau ihrer Bibliothek als zentraler Teil des Neubaukomplexes ermöglicht haben.

Die Antwort lässt sich auf eine inhaltlich einfache Formel bringen. Das meint aber eben nicht den Satz von der Äquivalenz von Masse und Energie bzw die Formel E = mc2, sondern ihren Urheber selbst: Albert Einstein.

Und das wofür Albert Einstein steht: Beharrlichkeit, Nonkonformismus, Entschiedenheit, Gelehrigkeit und Gelehrsamkeit, Offenheit, Kosmopolitismus und eben auch deutsch-jüdische Tradition.

Albert Einstein ist kein zufälligen Bindeglied zwischen Klaus Tschira, seiner Familie, seiner Stiftung und der Hochschule.

Uns kann Albert Einstein Richtschnur und Anregung sein.
Lassen wir uns doch nur folgende Sätze auf der Zunge geistig zergehen:

„Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.“

„Die Naturwissenschaft ohne Religion ist lahm, die Religion ohne Naturwissenschaft ist blind.“ – das heisst eben: es braucht Jüdische Studien zwischen Wissenschaftsbezug und Gemeindeorientierung, eben auch weil das eine ohne das andere nie auskommt, und weil das eine dem anderen immer etwas mitzuteilen hat.

Albert Einstein ist, so verstehen wir Ihr Engagement, lieber Herr Tschira, für unsere Hochschule und ihren Auftrag für Gemeinden und Gesellschaft, der ganz bewusst gewählte Patron Ihres Anteils an unserem Haus.

Dafür sind wir Ihnen dankbar, und die Ernennung zum Ehrensenator der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg will diesen Dank ausdrücken, aber auch umfassende Anerkennung für Ihr Wirken in Wissenschaft und Gesellschaft sein.

Diese Gesellschaft braucht engagierte Menschen wie Sie, und wir sind dankbar, dass wir auf Sie und mit Ihnen bauen konnten.



 

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Letzte Änderung: 17.02.2011