Veranstaltungen im Jahr 2007

Öffentliche Vorträge

Workshops


Sonstige Veranstaltungen

 

Besuch von Bundespräsident Horst Köhler

 

 

 

ÖFFENTLICHE VORTRÄGE

Prof. Dr. Zohar Shavit (Universität Tel Aviv, The Unit for Culture Research, School of Cultural Studies)

Die verschwiegene Geschichte oder Was die Deutschen ihren Kindern über den Holocaust erzählen
Montag, 12. November 2007

Prof. Dr. Birgit Klein (Hochschule für Jüdische Studien)
Antrittsvorlesung "Von Moses bis Moses erstand keiner wie Moses": Typologie und Namensträger
Mittwoch, 07. November 2007
Aula der Alten Universität, Grabengasse 1-3, 69117 Heidelberg

Prof. Dr. Mark Cohen (Princeton University, New Jersey)
Geniza for Islamicists, Islamic Geniza and the 'New Cairo Geniza'
Mittwoch, 31. Oktober 2007
Hörsaal 8 der Neuen Universität, Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg
Eine Veranstaltung des Ignatz-Bubis-Lehrstuhls für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums und des Seminars für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Prof. em. Dr. Anna Ornstein
Heidelberg in der unmittelbaren Nachkriegszeit
Donnerstag, 19. Juli 2007

Rabbiner Dr. h.c. Henry Brandt (Augsburg)
Reflektionen über die Ästhetik im Gottesdienst aufgrund der Psalmen
Mittwoch, 04. Juli 2007
Hochschule für Jüdische Studien, Landfriedstrasse 12, 69117 Heidelberg, Raum 211

Dr. Klaus Herrmann (Freie Universität Berlin)
Die jüdische Konfirmation für Jungen und Mädchen im 19. und 20. Jh. bis zur Shoa
Mittwoch, 27. Juni 2007
Hörsaal 6 der Neuen Universität, Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg

Prof. Dr. Leora Auslander (University of Chicago)
Consuming and Collecting: Jewish Homes in 20th Century Berlin and Paris
Mittwoch, 13. Juni 2007
Hörsaal 7 der Neuen Universität, Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg

Prof. Dr. Kevin Ostoyich (Valparaiso University, Indiana)
Religious Aspects of Late Nineteenth-Century Emigration
Mittwoch, 10. Juni 2007
Hochschule für Jüdische Studien, Landfriedstrasse 12, 69117 Heidelberg, Raum 211

Eine Veranstaltung des Ignatz-Bubis-Lehrstuhls für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums.

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Sir Michael Hall (Herausgeber der Kunstzeitschrift Apollo Magazine London)
Ferdinand Rothschild - Reflections of a Collector and Patron
Dienstag, 29. Mai 2007
Aula der Alten Universität, Grabengasse 1-3, 69117 Heidelberg
Eröffnungsvortrag des Symposions Jüdische Sammler und ihr Beitrag zur Abendländischen Kultur der Neuzeit , 30.Mai - 1. Juni 2007.

Prof. Dr. David Biale (University of California, Davis)
Between Blood Libel and Blood Community: the Role of Blood in Modern Jewish Culture
Donnerstag, 10. Mai 2007
Hörsaal 10 der Neuen Universität, Grabengase 3-5, 69117 Heidelberg
Eine Veranstaltung des Ignatz-Bubis-Lehrstuhls für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums.

Prof. em. Dr. Klaus Bringmann (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Elias Bickermann und der 'Gott der Makkabäer'. Ein Historiker zwischen Theodizee und Geschichtswissenschaft
Mittwoch, 31. Januar 2007
Hörsaal 5 der Neuen Universität, Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg

Klaus Bringmann, Professor emeritus an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, kam nach Promotion und Habilitation in Marburg über Darmstadt nach Frankfurt, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1999 als Ordinarius für Griechisch-Römische Geschichte wirkte. Auslandsaufenthalte haben ihn u.a. an die Universität Tel Aviv und ans Institute for Advanced Study in Princeton geführt. Er hat zahlreiche Standardwerke zur Geschichte der Antike vorgelegt, mit Schwerpunkten im weiten Feld von Hellenismus, römischer Republik und römischer Kaiserzeit, unter anderem eine konzise Übersicht: Römische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Spätantike (1995), mittlerweile 9. Auflage, München 2006, und auch in italienischer Übersetzung vorliegend. Charakteristisch für seine Arbeiten ist der souverän über den klassischen Fragekanon hinausgreifende Blick, der sich besonders für die Bruchzonen und vermeintlichen Nebenschauplätze seines Gegenstandes interessiert. Da stehen Studien zum großen Augustus und seiner Zeit (2002) neben solchen zum viel geschmähten Kaiser Julian (2004). Seine Geschichte der Juden im Altertum. Vom babylonischen Exil bis zur arabischen Eroberung (2005) hat sich rasch als Standardwerk in Alter Geschichte und Jüdischen Studien etabliert.
In seinem Heidelberger Vortrag befasst Klaus Bringmann sich mit Werk und Gestalt einer großen Forscherpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts.
Elias Bickermann (1897-1981), geboren in Kishinew/Moldawien, studierte in Sankt Petersburg und seit 1918 in Berlin Altertumswissenschaften, wo er nach Promotion und Habilitation zu allgemeinen Themen der hellenistischen und römischen Geschichte 1929-1933 als Privatdozent wirkte. 1933 siedelte er nach Frankreich über und lehrte an der Ecole Pratique des Hautes Etudes. In diese Jahre fällt auch die Hinwendung zu Themen der jüdisch-antiken Geschichte. Nach der Besetzung Frankreichs durch Nazi-Deutschland 1940 emigrierte er nach New York, wo er unter anderem an der Exilinstitution Ecole Libre des Hautes Etudes, am Jewish Theological Seminary und zuletzt an der Columbia University lehrte. Nach seiner Pensionierung 1967 kehrte er nochmals ans Jewish Theological Seminary als Lehrer zurück. Im Zentrum seines Schaffens standen die Geschichte der Makkabäerzeit, ihre großen Gestalten und deren viele Facetten, wobei die Zeitumstände auch den Wechsel der Perspektiven mitbestimmt haben. Die wichtigsten in deutsch erschienen Werke sind Die Makkabäer. Eine Darstellung ihrer Geschichte von den Anfängen bis zum Untergang des Hasmonäerhauses, Berlin (Schocken) 1935; Der Gott der Makkabäer. Untersuchungen Über Sinn und Ursprung der Makkabäischen Erhebung, Berlin (Schocken) 1937.

Dr. Lucia Raspe (Seminar für Judaistik, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Zeit und Raum in der aschkenasischen Hagiographie des Spätmittelalters
Dienstag, 16.01. 2007
Hörsaal 6 der Neuen Universität, Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg

Heiligenverehrung und Judentum scheinen einander auszuschließen, auf den ersten Blick. Betrachtet man jedoch die Darstellung und Verehrung großer Gelehrter im deutschsprachigen Raum im Mittelalter, stößt man auf hagiographisch stilisierte Erzählungen. Lucia Raspe hat ihren Forschungsschwerpunkt auf die Untersuchung dieses aschkenasischen Phänomens gelegt. Fragen nach Annäherung und Abgrenzung zur christlichen Umwelt bilden den Bezugsrahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit.
Lucia Raspe studierte in Tübingen, Chapel Hill (North Carolina), Berlin und Jerusalem. Von 1997 bis 1999 arbeitete sie mit im Projekt Die Rolle der Hofjuden im Akkulturationsprozeß der Judenschaft des deutschsprachigen Raumes (TU Darmstadt, finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft).
Von 1998 bis 2003 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Judaistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Es folgte die Promotion mit anschließendem Fellowship am Center for Advanced Judaic Studies der University of Pennsylvania in Philadelphia. Seit August 2004 ist Raspe wissenschaftliche Assistentin am Seminar für Judaistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Eine Veranstaltung des Ignatz-Bubis-Lehrstuhls für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums.

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WORKSHOPS

 

 

 

Workshop, veranstaltet vom Ignatz-Bubis-Lehrstuhl für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums:
Dr. Abraham David ( Hebräische Universität Jerusalem)
An Eyewitness Account of the Cicil War in Prague (1611) from a Contemporary Hebrew Chronicle
Montag, 19. November 2007



Workshop, veranstaltet vom Ignatz-Bubis-Lehrstuhl für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums:
Saskia Dönitz, M.A. (Freie Universität Berlin)
Josephus' Works Rewritten: wie Jesus ins Sefer Yosippon gelangte
Montag, 5. Februar 2007
Hochschule für Jüdische Studien, Landfriedstraße 12, 69117 Heidelberg, Raum 211



Workshop im Fachbereich Talmud, Codices, und rabbinische Literatur:
Dr. Susanne Plietzsch (Universität Basel)
Midrasch - Verknüpfung von Vers und Deutung
Montag, 29. Januar 2007
Hochschule für Jüdische Studien, Landfriedstrasse 12, 69117 Heidelberg, Raum 211

Die Verknüpfung eines bestimmten Verses mit einer bestimmten Bedeutung, die oftmals nicht aus dem Literalsinn des Verses ersichtlich ist, ist für die rabbinische Schriftauslegung charakteristisch. In diesem Workshop konnte man anhand von Textbeispielen aus der Mekhilta des Rabbi Jischmael und des Midrasch Genesis Rabba darüber diskutieren, welche vielfältigen literarischen Möglichkeiten diese Zusammenführung zweier Textstränge eröffnet, was für Beziehungen auf diese Weise zwischen Verfassenden und Rezipierenden entstehen, und inwiefern die Midraschautoren ein Bewusstsein von der Diskrepanz zwischen Vers und Deutung zu erkennen geben.

 

SONSTIGE VERANSTALTUNGEN

 


Absolventenfeier der Hochschule für Jüdische Studien
Mittwoch, 09. Mai 2007
Aula der Alten Universität, Grabengasse 1-3, 69117 Heidelberg

Begleitet wurde die Veranstaltung mit dem Vortrag von Prof. Dr. Liliane Weissberg (Christopher H. Browne Distinguished Professor in Arts and Science, University of Pennsylvania und Kurt-David-Bruehl Gastprofessorin, Karl-Franzens-Universität Graz) über das Thema Hannah Arendt, Charlie Chaplin und die verborgene jüdische Tradition.

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Verabschiedung von Prof. Dr. Manfred Oeming als Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien
Dienstag, 08. Mai 2007
Hörsaal ?? der Neuen Universität, Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg

Prof. Dr. Hanna Liss (Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg) hielt den Festvortrag unter dem Titel Brimborium mit Null-Effekt? Das Eifer-Ordal in der biblischen Überlieferung und in der jüdischen Tradition. Im Anschluss fand ein kleiner Empfang im Hörsaal der Hochschule für Jüdische Studien, Friedrichstrasse 9 statt.

Podiumsdiskussion
Alles nur Theater? Von den Grenzen und Chancen des interreligiösen Dialogs
Montag, 19. März 2007
Bibliothek des DAI (Deutsch-Amerikanisches Institut), Sofienstraße 12, 69115 Heidelberg

Den Hitler-Gruß skandierende, gewaltbereite christliche Jugendliche, demokratiefeindliche, fanatische junge Muslime und Israel verherrlichende, fortwährend an den Holocaust denkende jüdische Jugendliche beherrschen die Medien, prägen unser Bild von der "heutigen Jugend in Deutschland".
Parallel dazu treffen sich christliche, muslimische und jüdische Erwachsene in gut etablierten, öffentlich kaum beachteten Arbeitsgruppen und Gesprächskreisen, bekunden ihren gegenseitigen Respekt und sehen darin einen wichtigen Beitrag zur Toleranzerziehung in Deutschland. Wie muss der interreligiöse Dialog aussehen, um die deutsche Gesellschaft nachhaltig zu verändern? Welche Möglichkeiten gibt es, Jugendliche zu erreichen und für "den anderen" zu sensibilisieren? Junge jüdische, christliche und muslimische Wissenschaftler und Wissenschaftler/-innen, die sich in Deutschland in konkreten Projekten mit diesen Fragen auseinandersetzen, bilden das Podium.
Moderation: Dr. Micha Hörnle (Politologe, stellvertretender Chefredakteur der Stadtredaktion der Rhein-Neckar-Zeitung)

Podiumsgäste

Susanne Benizri (Lehrerin für jüdische Religion, Koordinatorin des Jugendialogprojekts Likrat (hebr. in Begegnung))

Frederek Musall (Absolvent der Jüdischen Studien, der Islamwissenschaften und der Religionswissenschaften, arbeitet zu den Bereichen Transkulturalität und Interreligiosität in verschiedenen Zentren und Epochen)

Hasibe Özaslan M.A. (Religionspädagogin, Mitarbeit an einem Forschungsprojekt zur Religiosität muslimischer und katholischer Jugendlicher)

Dr. Heinz-Martin Döpp (Schuldekan der evangelischen Kirche Mannheim)

Jasmin Pamuk M.A. (Politologin und Islamwissenschaftlerin, seit 1998 freiberufliche Tätigkeit in den Bereichen Gender Equality, Friedensdialog, Minderheiten. Seit Mai 2006 Mitarbeiterin im Büro des MdB Michael Link für die Themenbereiche OSZE und Südkaukasus. )

Dr. Stephan Leinweber (im Leitungsteam des Ökumenischen Bildungszentrums Sankt Clara in Mannheim, zuständig für die katholische Erwachsenenbildung)

Eine Veranstaltung der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit.

 

 

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Besuch von BP Horst Köhler an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg
07. Februar 2007

 


































Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler


Wer diesen erhabenen Raum mit seinen wunderbaren Holzvertäfelungen betritt, der spürt sofort, welchen einzigartigen Wert die Alte Aula für die Universität hat. Die Hochschule für Jüdische Studien besitzt keinen imposanten Bau - noch nicht jedenfalls. Und doch weiß jeder, der sie kennt: Die Universität Heidelberg ist zu Recht auch stolz auf sie und weiß ihren einzigartigen Wert zu schätzen.

Die Hochschule für Jüdische Studien ist eine Institution, an der nun schon seit fast dreißig Jahren jüdisches Leben und Denken bewahrt, gepflegt und entfaltet wird, an der sich Lehrkräfte und Studenten den Texten der Hebräischen Bibel und des Talmuds widmen, an der die Geschichte des jüdischen Volkes, seiner Philosophie und seiner Kunst gelehrt wird.

Sehr geehrter Herr Professor Hommelhoff, ich danke Ihnen, dass Sie die Chancen nutzen, die die Hochschule für Jüdische Studien bietet, und mit ihr hervorragend kooperieren. Sie schmückt Ihre Universität. Sie schmückt, Herr Oberbürgermeister, auch Ihre Stadt. Sie schmückt Baden-Württemberg, sehr geehrter Herr Minister. Ich bin für unser ganzes Land froh, dass wir eine solche Einrichtung wieder in unserer Mitte haben.

Ich sage bewusst "wieder". Denn bei jedem Schritt durch die Räume der Hochschule für Jüdische Studien schwingen auch Trauer und Schmerz mit. Das, was ist, vermittelt zugleich einen Eindruck davon, was war und was unter der Herrschaft der Nationalsozialisten vernichtet wurde. Millionen Menschen jüdischer Herkunft wurden damals entwürdigt, entrechtet, enteignet, vertrieben und ermordet. Das Grauen kannte keine Grenzen. Eine Religion, ja eine ganze Kultur sollte erlöschen. Und die meisten merkten nicht einmal, dass man sich der eigenen Wurzeln beraubte, der Basis der jüdisch-christlichen Tradition, in der wir stehen. Daran muss immer wieder erinnert werden - gerade auch hier in der Universität Heidelberg, die einst den "lebendigen Geist" durch den "deutschen Geist" meinte ersetzen zu müssen.

1945 konnte sich kaum einer der Überlebenden vorstellen, das Trümmerfeld, das zurückblieb, neu zu bestellen. An eine neue Hochschule für Jüdische Studien war wohl nicht zu denken.

Und doch wurzelten nach und nach neue Triebe im Boden. 1979 gründete der Zentralrat der Juden in Deutschland die Hochschule für Jüdische Studien. Der Ausbildungsbetrieb begann, wenn auch immer wieder neue Hürden genommen werden mussten. Als Sie, Herr Professor Bodenheimer, vor einem guten Jahr ihre Antrittsvorlesung hielten, waren alle froh, dass endlich wieder ein Leiter jüdischen Glaubens für die Institution gefunden worden war. Und ich habe mich gefreut, dass Sie selbst die Aufgabe mit Begeisterung annehmen. Heute nun sind alle Lehrstühle besetzt, so dass Sie, liebe Studierende, die gesamte Breite des Lehrangebots nutzen können.

Ihre Fähigkeiten sind gefragt: Die jüdischen Gemeinden bewältigen den Zustrom Zehntausender neuer Mitglieder aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Dazu braucht es Menschen, die qualifiziert und kompetent über ihren Glauben Auskunft geben können. Es liegt in unser aller Interesse, dass dieses Bedürfnis auch befriedigt werden kann. Ich wünsche mir deshalb, dass alle jüdischen Institutionen und die öffentlichen wie die privaten Förderer Hand in Hand arbeiten. Mein Besuch hier gilt allen, die sich mit darum mühen, dass den wachsenden Gemeinden gut ausgebildeter theologischer Nachwuchs zu Verfügung steht. Denn dass sie wachsen, ist ein Segen für unser Land. Zwar bleibt vieles aus der Zeit vor 1933 unwiederbringlich verloren, aber es gibt einen hoffnungsvollen Neuanfang.

Das Interesse am Judentum - an der Religion, an der Kultur - ist groß in unserem Land und es geht weit über die Begeisterung für Klezmer-Musik hinaus. Die neue Synagoge in München kann den Besucheransturm kaum bewältigen. Das Jüdische Museum in Berlin findet viel Anklang. Und unter Ihnen, liebe Studierende, sind viele Nichtjuden, die aus Interesse das Fach Jüdische Studien gewählt haben. Das finde ich sehr schön.

Der Austausch, der dadurch stattfindet, ist wichtig. Denn wer eine Synagoge oder ein jüdisches Museum besucht, wer jüdische Schriftsteller, Theologen und Philosophen liest, der entdeckt viel Bekanntes. Das Fremde verliert seine trennende Kraft. Vorbehalte werden entkräftet. Ein Dialog beginnt.

Machen wir uns nichts vor: Die Träume von einer stärkeren Unbefangenheit jüdischen Lebens in Deutschland stoßen sich auch heute an einer Wirklichkeit, in der es offenen und latenten Antisemitismus gibt. Sind die Anständigen in unserem Land wachsam genug? - Das mag sich manch einer fragen: angesichts persönlicher Beleidigungen, Hakenkreuzschmiere­reien auf jüdischen Friedhö­fen und angesichts der traurigen Notwendigkeit, jüdische Einrichtungen und Gotteshäuser durch die Polizei schützen zu müssen.

Wachsam sein heißt: Die Missstände beim Namen zu nennen, klare Grenzen zu ziehen, aufzuklären und zu vermitteln. Viele Bürger handeln bereits danach. Aber: Ich denke, es muss noch mehr geschehen. Und jeder, wirklich jeder Einzelne, ist aufgefordert, das Seine für ein friedliches und tolerantes Miteinander beizutragen und dort einzuschreiten, wo alte und neue Reflexe von Rassismus und Antisemitismus sichtbar werden.#

Gerade Menschen, die Vorbild sein können für junge Leute, sollten scharf nachdenken, wessen Gedanken sie vertreten. Der Umgang mit der Vergangenheit ist all zu oft noch von Unüberlegtheit und Unachtsamkeit geprägt.

Bewusstsein für die Vergangenheit und entsprechende Wachsamkeit heute ist Voraussetzung dafür, dass sich etwas verändert. Wahres Engagement entsteht, wenn jemand sich etwas zu Herzen nimmt und handelt. Das gilt für die Arbeit an den Schulen und in den Gemeinden, für konkrete Aktionen und symbolische Gesten. Leere, formelhafte Bekenntnisse bringen uns nicht weiter.

Deshalb plädiere ich auch vehement für Ehrlichkeit. Wir müssen genau wissen, wo wir in der Aufarbeitung der Vergangenheit und im Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenhass stehen. Der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz hat einmal geschrieben: "Aufgeregter Alarmismus, der unentwegt vermutet, die Situation sei so ernst wie nie zuvor und der überall Judenfeindschaft argwöhnt, steht dem Verständnis des Phänomens ebenso im Wege wie die selbstzufriedene Gewissheit, Antisemitismus sei den Deutschen fremd, und das, was Juden ängstige, entspringe deren Einbildungskraft oder Überempfindlichkeit."

Damit bin ich wieder bei der Wissenschaft. Um einschätzen zu können, wo wir stehen und was die nächste Zeit uns bringen könnte, brauchen wir kompetente Analysen. Um aufzuklären, zu vermitteln, bedarf es kluger Köpfe, die tief in ihr Metier eindringen und ihr Wissen weitergeben. Bildung ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft. Und sie ist der Schlüssel, um hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Aber wem sage ich das! Für Studierende der Jüdischen Studien ist der Wert der Bildung selbstverständlich. Sie werden das Zitat aus dem Talmud kennen: "Sobald der Knabe zu sprechen beginnt, spricht sein Vater mit ihm in der heiligen Sprache und lehrt ihn die Tora. Spricht er nicht mit ihm in der heiligen Sprache und lehrt er ihn nicht Tora, so ist es, als ob er ihn begraben würde."

Nun zeigen die Professorinnen und Studentinnen hier im Saal: Die Zeiten ändern sich. Aber die Essenz der Aussage bleibt aktuell wie eh und je.

Sehr geehrter Herr Professor Korn, meine Damen und Herren, der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich mit der Hochschule für Jüdische Studien hohe Ziele gesetzt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sie verwirklichen können: zum Wohl aller Juden in unserem Land und zum Wohl aller Menschen, die in Deutschland leben.

 

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Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 20.03.2013