Galgal

Schöpfungselemente in Bewegung Computeranimierte Inszenierung ornamental-figurativer Mikrographie  aus mittelalterlichen jüdischen Bibelhandschriften im kultischen Raum

 

In der Wormser Synagoge wurde am 10. Juli 2017 die multimediale Ausstellung »GALGAL. Schöpfungselemente in Bewegung« eröffnet. Diese zeigte bis zum 31. Oktober 2017 mikrographische Figurationen von Wortbildern aus ausgewählten westeuropäischen jüdischen Bibelhandschriften des 12.–14. Jahrhunderts. Konzipiert wurde sie in Zusammenarbeit des Lehrstuhls für Bibel und Jüdische Bibelauslegung von Prof. Dr. Hanna Liss (Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg / Universität Heidelberg) als Teilprojekt des Sonderforschungsbereichs 933 der Universität Heidelberg mit dem Berliner Künstler Professor Eckhard Westermeier.

 

Galgal Ausstellung Galgal Ausstellung Galgal Ausstellung

 

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Durch deren computeranimierte Inszenierung wird dabei die Jüdische Bibel durch Beamer-Projektion im jüdisch-kultischen Raum der Synagoge platziert: Jüdische (Manuskript-)Kultur wird als eigene Stimme seh- und erlebbar. Die Ausstellung führt multimedial in eine vergessene Welt des jüdischen Mittelalters ein.
Die inszenierten Wortbilder (masora figurata) entstammen jüdischen hebräischen Handschriften des Mittelalters: Masora sind zunächst Randkommentare neben dem Bibeltext. War dieser seit der Antike nur mit Konsonanten überliefert, entwickelten die sog. Masoreten im Mittelalter ein System von Vokal- und Betonungszeichen. Nicht nur wurden mit diesem masoretischen Text Aussprache und Bedeutungen festgelegt; vielmehr ging es den Masoreten auch darum, mittels der Randkommentare Abschreibfehlern vorzubeugen: Ihre Notizen am Rand enthalten insbesondere statistische Angaben, und deren Art der Darstellung entwickelte mit der Zeit kunstvolle Formen. Diese ornamental-figurative Mikrographie wird in dieser Ausstellung nicht nur präsentiert, sondern auch multimedial inszeniert.
Der mikrographische Text der Wortbilder wird zumeist in zoomorpher (später auch anthropomorpher) figürlicher Darstellung (Hunde, Pferde, Hasen, Gazellen, Vögel, Drachen oder Phantasietiere) oder in Pflanzenform geboten und ähnelt damit auf den ersten Blick den Drôlerien, wie wir sie als Ornamentik nicht nur in den gotischen Handschriften, sondern auch in der Bau- und Kleinplastik finden. Die Drôlerien sind dabei sowohl konkret als auch abstrakt, fratzenhaft und dämonisch. Die Zeichnungen sind durch ihre Buchstaben-Atome begrenzt, zeigen aber oftmals eine enorme Bewegung: die Tiere springen oder winden sich, die Flechtwerkbänder sind auf- und abführend bzw. in sich gedreht.

 

Gezeigt werden bis Ende Oktober 2017 Beispiele aus verschiedenen mittelalterlichen Handschriften der Jüdischen Bibel. Weitere Informationen und Abbildungen sowie Beispielanimationen zum Download finden Sie im Internet unter www.galgal.de.

 

GALGAL (4 Kreise) from Eckhard Westermeier on Vimeo.

 

 

Informationen zur Ausstellung

  • Weitere Informationen und Bildmaterial: www.galgal.de
  • Synagoge Worms, Synagogenplatz (in der Judengasse), 67547 Worms

Team

  • Prof. Dr. Hanna Liss (Hochschule für Jüdische Studien / Heidelberg Universität Heidelberg / SFB 933)
  • Prof. Eckhard Westermeier (Künstler, Berlin: www.eckhard-westermeier.de)
  • Jonas Leipziger M.A., Clemens Liedtke M.A.,Dr. Kay Joe Petzold, Bettina Burghardt, Elias Pfender B.A., Hanna-Barbara Rost B.A.

Förderer

  • Lilli und Michael Sommerfreund-Stiftung
  • Nibelungenstadt Worms
  • SFB 933, Universität Heidelberg
  • Sparkasse Worms-Alzey-Ried
  • Warmaisa. Gesellschaft zur Förderung und Pflege jüdischer Kultur in Worms e.V.
Letzte Änderung: 15.04.2018